"Der letzte Mentsch" mit Mario Adorf von Pierre-Henry Salfati für Elsani Film, Köln * Kinofilm

Erwin Lennartz in "Der letzte Mentsch"
Erwin Lennartz und Mario Adorf



Status

Produktionsvorbereitung
Dreharbeiten: Oktober 2012 in Deutschland, Ungarn, Rumänien

Inhalt

Was geht im Kopf der jungen Gül vor, als sie beschließt, den alten Marcus nach Satu Mare an der ungarisch-rumänischen Grenze zu begleiten? Wir alle sind auf der Suche und vor irgendetwas auf der Flucht. Das ist alles, was ihr dazu einfällt.

Die Flucht von Marcus hat bereits zu einer anderen Zeit stattgefunden: Am Tag nach dem Krieg hat Marcus Schwartz entschieden, mit Mena’hem Teitelbaum Schluss zu machen. Was das Nazi-System ausgespart hat, er wird es ihm opfern, was die Gaskammern nicht erledigt haben, er wird es tun. Den Juden in sich töten. Den Horror vergessen, das Elend und das Drama. Der Überlebende von Theresienstadt und Auschwitz beschließt, seine Geschichte zu vergessen und geht nach Köln. Fern von seiner ausgelöschten, verschollenen Familie ist es für Marcus leichter, sich noch weiter zu entfernen, indem er an Ort und Stelle bleibt. Er wird Deutscher unter Deutschen. Keine jüdischen Freunde, keine jüdische Familie, keine jüdische Frau, keine Synagoge, kein Rabbiner, nichts mehr. Es ist sein Weg, dem Schicksal einen Streich zu spielen, so zu tun, als wäre nichts gewesen, wo alles gewesen ist, insbesondere das Schlimmste. Diese „Angelegenheit” wird ihn in keinerlei Hinsicht mehr betreffen.

Heute ist Marcus, der sich als Übersetzer durch gute und schlechte Zeiten gelotst hat, ein alter Mann. Eines Tages landet er auf einem jüdischen Friedhof und plötzlich bricht alles, was er unbedingt vergessen wollte, über ihn herein. Zwischen den Gräbern kommt in ihm der folgenschwere Wunsch auf, dort, und nur dort, begraben zu werden. Aber um dort begraben zu werden, muss man Jude sein. Doch Jude zu sein, reicht nicht –  man muss beweisen, dass man Jude ist. Das hört Marcus Schwartz vom Rabbiner: «Wenn Sie Jude sind, beweisen Sie es!»

Los, Marcus Schwartz, beweise, dass du Mena’hem Teitelbaum bist! Aber wie soll das gehen, wenn alle Spuren ausgelöscht sind? Wie soll das gehen, dass die Einrichtungen der Shoa anerkennen, dass der alte Marcus Schwartz Mena’hem Teitelbaum ist, der 1942 mit seiner ganzen Familie aus Ungarn deportiert wurde?
Als er seine unglückselige Tätowierung auf dem Arm zeigt, ist die Reaktion: Wie viele Nazis haben sich die Nummern ihrer Opfer auf den Arm tätowiert, um sich reinzuwaschen? Wenn er Jiddisch spricht: „Eichmann hat auch jiddisch gesprochen.“ „Ein Jude hat immer eine Familie, jüdische Freunde, besucht regelmäßig eine Synagoge“, sagt man ihm. „Und wenn das nicht der Fall ist, ist er dann kein Jude mehr?“ fragt er. „Wie kann ein Jude die ihm zustehende staatliche Rente zurückweisen?“, erwidert man ihm. „Warum haben Sie in all dieser Zeit noch nie eine Wiedergutmachung verlangt?“ Ohne Zeugen, ohne Familie werden die jüdischen Einrichtungen nichts für ihn tun können.

Der einzige Ausweg für Marcus ist, in seine Geburtsstadt, nach Satu Mare, zu reisen, um dort Zeugnisse seiner Existenz zu finden. Satu Mare wirkt auf den ersten Blick unscheinbar, aber Satu Mare – Sainte Marie – war vor dem Zweiten Weltkrieg das bedeutendste Zentrum der ultraorthodoxen jüdischen Gemeinden.
Gül ist berührt von Marcus‘ Geschichte, weil sie selbst sich ebenso entwurzelt und verloren fühlt. Aus Solidarität und ein wenig unüberlegt schlägt sie ihm vor, ihn mit dem Auto nach Satu Mare zu fahren.

Die beiden machen sich auf den Weg in das Herz des alten jüdischen Europa. Zwei Welten, zwei Visionen, zwei Epochen, die sich während dieser kleinen europäischen Reise verbinden, eine unverhoffte Komplizenschaft, eine rührende und zugleich aufreibende Fahrt, die voller Überraschungen ist.

Es kommt zu unglaublichen Begegnungen und unverhofften Wiedersehen. Sie erleben Freude, Ärger, Trennungen, Versöhnungen, Musik und Poesie. Ihre Abenteuer führen Gül und Marcus aufeinander zu und voneinander fort. Dank Güls Jugend entdeckt Marcus die Welt von heute neu, aus der er sich ausgeschlossen hatte. Gül lernt ein wenig über sich selbst, indem sie Marcus von Institution zu Institution begleitet, durch ein Europa der Papiere, wo die Borniertheit der Behörden nur noch mit der Notwendigkeit konkurriert, die Identität in Formulare zu zwängen. Marcus‘ Zielstrebigkeit beeindruckt Gül, die an sich selbst und ihrer Suche so viele Zweifel hat. Pierre-Henry Salfati Sie nennt Marcus „den Letzten der Tätowierten“.

Allgemeine Angaben

Produktionsland

Deutschland

Co-Produktionsländer

Schweiz, Frankreich

Produktionsjahr

2013

Gattung

Kinospielfilm

Genre

Road-Movie

Dauer

90min

Cast

Besetzung

Mario Adorf u.v.m.

Crew

Drehbuch

Pierre-Henry Salfati, Almut Getto

Regie

Pierre-Henry Salfati

Chef-Kamera

Felix von Muralt

Produktion

elsani film, Köln

Produzent(en)

Anita Elsani

Co-Produzent(en)

FAMA FILM AG / Rolf Schmid, Sequoia Films / Sylvain Bursztejn

Finanzierung